Folsäure – Wirkung, Anwendung, Nebenwirkungen
In der heutigen Zeit fällt es nicht leicht, im Dschungel der Vitamine, Nahrungsergänzungsmittel und anderen gesundheitsfördernden Zusätzen den Überblick zu bewahren. Doch um sich gesund zu ernähren und seinem Körper etwas Gutes zu tun, lohnt sich ein Blick auf bestimmte Vitamine und MIneralien. Folsäure, auch als Folat, Vitamin B9 oder Vitamin B11 bekannt, gehört dabei definitiv zu den Stoffen, denen man etwas mehr Aufmerksamkeit widmen sollte.
Was ist Folsäure?
Folsäure kennen vielen Menschen auch als Vitamin B9 oder B11. Das Vitamin ist Teil des sog. B-Komplexes. Egal wie man sie nennt, ihre zentrale Rolle im menschlichen Organismus sollte nicht unterschätzt werden. Folsäure nimmt Einfluss auf die Blutbildung des menschlichen Organismus und ist maßgeblich an der Entwicklung des Nervensystems beteiligt. Sie ist sehr licht- und hitzeempfindlich. Chemisch betrachtet besteht Folsäure aus L-Glutaminsäure, para-Aminobenzoesäure und einem Pteridin-Derivat.
Die natürlich in der Nahrung vorkommende Folsäure wird auch Folat genannt. Da der menschliche Körper Folsäure nur sehr kurzzeitig speichern kann, ist eine ausreichende Zufuhr über die Nahrung wichtig. Besonders reich an Folsäure, bzw. Folat, sind dabei grüne Gemüsearten, Hülsenfrüchte und Getreidekeime. [1]
Folsäure ist am Aufbau von DNA und RNA beteiligt und hilft beim Abbau von Homocystein [2]. Diese Aminosäure steht im Verdacht das Herzkreislauf-System zu schädigen [3]. Daneben wird Folsäure häufig mit den Themen Kinderwunsch und Schwangerschaft in Verbindung gebracht. Grundsätzlich geht man davon aus, dass ein erwachsener Mensch durchschnittlich mindestens 250µg Folsäure am Tag benötigt [2].
Was ist der Folsäure-Spiegel?
Um herauszufinden, wie viel Folsäure der menschliche Körper aktuell speichert, kann man seinen Folsäure-Spiegel mit einem Bluttest bestimmen lassen. Wenn dabei herauskommt, dass der Folsäure-Spiegel zu gering ist, sollte mehr über die Nahrung oder Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden. Der aktuelle Folsäure-Spiegel im Blut wird jedoch stark durch die Nahrungszufuhr beeinflusst. Für die Messung sollte man daher nüchtern erscheinen. Alternativ kann auch die Folsäure-Konzentration in den roten Blutkörperchen, den sog. Erythrozyten, als Marker für die Langzeitversorgung bestimmt werden. Abhängig von individuellen Faktoren hat der Folsäure-Spiegel unterschiedliche Aussagekraft.
Der Bedarf an Folsäure oder Folat ist bei jedem Menschen individuell und auch abhängig von Alter, Geschlecht und Gewicht. Darüber hinaus weiß man, dass Frauen in der Schwangerschaft oder während der Stillzeit einen erhöhten Bedarf haben.[2] Gleiches gilt für Menschen unter besonderer Belastung oder während der Einnahme von bestimmten Medikamenten. Außerdem gibt es individuelle Unterschiede bei der Verstoffwechselung der Folsäure, wodurch ebenfalls der individuelle Bedarf beeinflusst wird [4]. Bestimmte Krankheiten und der Alterungsprozess können ebenfalls eine Rolle spielen.
Welche Arten von Folsäure gibt es?
Grundsätzlich gibt es mindestens zwei unterschiedliche Arten von Folsäure: Da wäre einmal das natürlich in der Nahrung vorkommende Folat und sein synthetisches Imitat, die Folsäure. Beide werden auch als Vitamin B9, bzw. B11 bezeichnet. Im Körper muss die Folsäure jedoch ebenfalls zu einem Folat umgewandelt werden, dem sog. Tetrahydrofolat, sowie dessen Verwandte. [8]
Trotz der deutlichen Unterschiede zwischen der natürlichen und der synthetischen Variante werden Folat und Folsäure im allgemeinen Sprachgebrauch meist unter Folsäure zusammengefasst.
Welche Wirkung hat Folsäure im Körper?
Folsäure nimmt im Körper auf zahlreiche Prozesse Einfluss. Aufgrund ihrer Wirkung auf die DNA-Synthese wird das Vitamin B9 quasi überall im Körper im Rahmen der Zellteilung benötigt. Somit kann ein Folsäuremangel diverse Krankheiten fördern. Umgekehrt kann eine gezielte Zufuhr von Folsäure oder natürlichen Folaten helfen, bestimmten Krankheiten vorzubeugen, bzw. die Auswirkungen zu reduzieren.
Wirkung von Folsäure auf die Haare
Folsäure ist ein vielseitiges Vitamin, welches auf ganz unterschiedliche Bereiche des menschlichen Körpers Einfluss nimmt. Dabei hat sie neben ihren gesundheitsfördernden Eigenschaften auch eine gewisse kosmetische Wirkung, unter anderem auf die Haare. Folsäure könnte dabei helfen, Haarausfall, welcher viele Menschen betrifft, einzudämmen und das Wachstum der Haare zu fördern. Haarzellen gehören zu den sich schnell teilenden Zellen, und sind daher besonders von einer ausreichenden Versorgung mit Folsäure abhängig. Es wäre also durchaus plausibel, wenn man mit einer größeren Folsäure-Zufuhr Haarausfall zumindest entgegen wirken könnte. [5]
Folsäure für die Wundheilung
Der Mensch ist darauf angewiesen, dass der Körper sich selbst heilt. Gerade bei Wunden und Verletzungen setzt im Normalfall eine natürliche Wundheilung ein, die dafür sorgt, dass das Gewebe an den betroffenen Stellen wieder zusammenwächst, oder dass sich beschädigte Zellen wieder regenerieren. Dazu sind bestimmte Nährstoffe notwendig, unter anderem auch die Folsäure.
Eine wichtige Eigenschaft der Folsäure ist die Bildung neuer Zellen. Demzufolge stellt sie einen immens wichtigen Faktor bei der gesunden und natürlichen Wundheilung dar. Denn nur durch die Neubildung von Zellen wird die wichtige zweite Phase der Wundheilung erst so richtig in Gang gesetzt. Ein geregelte Folsäure-Zufuhr kann daher speziell bei bereits existierenden Störungen die Wundheilung fördern. [6]
Wirkung von Folsäure auf Hautkrankheiten
Viele Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, leiden unter unreiner Haut, Pickeln und Mitessern. Akne ist weitverbreitet und betrifft sowohl Frauen, als auch Männer. Meistens wird das unreine Hautbild durch viele unterschiedliche Einflüsse verursacht. Dazu zählen Stress, genetische Disposition, nicht zuletzt eine falsche oder ungesunde Ernährung. Wer sich von zu viel Fett oder süßen Lebensmittel ernährt, ist häufiger von unerwünschten Pickeln im Gesicht betroffen. Eine gesunde Ernährung ist also die Grundvoraussetzung für eine reine Haut. Dazu gehört auch eine angemessene Menge an Folsäure. Da die Zellen der Haut sich schnell regenerieren müssen, teilen sie sich besonders häufig. Für diese Zellteilung wird unter anderem auch Folsäure benötigt, sodass ein Folsäure-Mangel die Regeneration der Haut einschränken kann. Dadurch können Symptome wie Rötungen oder Juckreiz auftreten .
Folsäure gegen Thrombose
Als Thrombose bezeichnet man die Bildung von Blutgerinnseln in Gefäßen. In unserer heutigen Gesellschaft sind viele Menschen aufgrund ihres ungesunden Lebenswandels einem erhöhten Thrombose-Risiko ausgesetzt. Eine Unterversorgung mit Folsäure geht meist mit dieser Lebensweise einher. Entsteht ein Mangel an Folsäure, kann es zu einem Anstieg der Aminosäure Homocystein im Blut kommen. Dieser Zustand erhöht schließlich die Gefahr von Arteriosklerose und Thrombosen. Durch eine erhöhte Zufuhr von Folsäure oder Folat kann dieser Wert reduziert werden, wodurch auch das Thrombose-Risiko wieder sinkt. [7]
Folsäure und die Blutbildung
Die positive Wirkung der Folsäure auf die menschliche Gesundheit ist unbestritten. Eine ihrer wichtigsten Aufgaben ist die Blutbildung. Die Bildung von Blut ist überlebenswichtig für jeden Menschen. Die Zellen, die für die Blutbildung zuständig sind, teilen sich sehr rasch. Da Folsäure einen entscheidenden Anteil an der Zellteilung hat, kann dieser Prozess bei einem Folsäure-Mangel nicht richtig ablaufen und es kommt zu einer sogenannten Blutarmut (Anämie). Das wiederum hat direkte Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit des Menschen und begünstigt weitere Krankheiten. Eine ausreichende Folsäure-Zufuhr ist somit wichtig für eine gesunde Blutbildung.
Wirkung von Folsäure auf das Nervensystem
Folsäure ist nicht nur für die Blutbildung und die Regeneration der Zellen wichtig, sie hat auch einen maßgeblichen Anteil an der Gerhinr-Gesundheit und der Vorbeugung von Funktionsstörungen. Das umfasst vor allem im Alter auftretende Krankheiten wie Demenz, Alzheimer aber auch Depressionen. Folsäure wird somit eine bedeutende neurologische Wirkung zugesprochen. Bei Alzheimer-Patienten wird zum Beispiel häufig ein erhöhter Wert an Homocystein im Blut festgestellt. Dieser lässt sich unter Umständen durch eine angemessene Zufuhr von Folsäure und anderen Vitaminen senken, wodurch das Fortschreiten der Erkrankung gehemmt werden könnte. Darüber hinaus soll Folsäure laut verschiedenen Studien auch das Risiko von Demenz verringern können. Auch geht man mittlerweile davon aus, dass Folsäure sinnvoll in der Behandlung von Depressionen sein kann. Denn depressive Patienten weisen besonders häufig niedrige Folsäure-Werte auf. [1]
Folsäure für Herz und Gefäße
Folsäure ist für das Senken des Homocystein-Wertes im Blut zuständig. Diese Aminosäure wird als Auslöser für zahlreiche Erkrankungen des menschlichen Organismus gehandelt. Dazu gehören beispielsweise Herz-Beschwerden, Bluthochdruck, erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko, oder die Schädigung der Gefäßwände. Auch wenn der genaue Zusammenhang von Homocystein und den angesprochenen Erkrankungen noch nicht abschließend erforscht ist, lässt sich sagen, dass Folsäure in Kombination mit Vitamin B12 die Eigenschaft hat, den erhöhten Homocystein-Wert zu senken. Dadurch könnte man das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen signifikant reduzieren. [3]
Folsäure für das Wachstum
Folsäure ist an vielen wichtigen Prozessen im menschlichen Körper beteiligt. Ein ganz entscheidender Bereich, in dem die Folsäure eine wichtige Rolle spielt, ist die Förderung von Wachstumsprozessen. Das umfasst das Wachstum und die Teilung der Zellen im menschlichen Organismus. So ist Folsäure unter anderem im Bereich von Haut- und Haarzellen beteiligt. [5] Außerdem beeinflusst sie die Zellbildung im Wundbereich, wodurch die Wundheilung gefördert und beschleunigt werden könnte. [6] Folsäure hat also einen wichtigen Anteil daran, dass zahlreiche Prozesse, wie auch die Entwicklung von Nervensystem und Gehirn [1], ungehindert ablaufen können.
Hilft Folsäure gegen Krebs?
Diese Frage lässt sich nicht klar mit Ja oder Nein beantworten. Um dies abschließend beurteilen zu können, braucht die Wissenschaft wohl noch einige Jahre. Es gibt laute Stimmen, die Folsäure Reduzierung von gewissen Tumoren zuspprechen. Andere behaupten, dass Folsäure mitverantwortlich dafür sein kann, dass Krebsvorstufen bösartig angeregt werden können. Diese Widersprüchlichkeit ist auf den Einfluss der Folsäure auf die Zellteilung zurückzuführen.
Im gesunden Menschen kann ein Folsäuremangel die Zellteilung und die Heilungsprozesse einschränken. Dadurch können sich zum Beispiel Läsionen im Darm zu Krebsvorstufen entwickeln. Eine ausreichende Folsäure-Zufuhr würde diesen Vorgang demnach theoretisch hemmen. Liegen jedoch bereits Krebsvorstufen vor, kann eine hohe Zufuhr von Folsäure die Teilung der Krebszellen unfreiwillig unterstützen, sodass in diesem Szenario der Krebs gefördert werden würde. Es bleibt abzuwarten, ob in naher Zukunft genauere Erkenntnisse zum Einfluss von Folsäure auf verschiedene Krebsarten bekannt werden. [9,10,11]
Folsäure in der Schwangerschaft
Da Folsäure eine zentrale Rolle im Rahmen der DNA-Synthese und Zellteilung einnimmt, ist eine ausreichende Zufuhr gerade während der Schwangerschaft von zentraler Bedeutung. Wenn sich ein neues Leben entwickelt, finden besonders viele Zellteilungen statt. Somit liegt der Folsäure-Bedarf werdender Mütter deutlich über dem eines normalen Erwachsenen. [2]
Wenn Schwangere zu wenig Folsäure zu sich nehmen, steigt außerdem das Risiko für sogenannte Neuralrohrdefekte. Dabei kann sich das Nervensystem des Kindes nicht richtig entwickeln. Aus diesem Grund empfehlen Experten Frauen, die schwanger werden wollen, täglich 400µg Folsäure als Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Für eine vorbeugende Wirkung muss die Einnahme mindestens drei Monate vor Beginn der Schwangerschaft begonnen werden. [12]
Nebenwirkungen von Folsäure
Generell ist Folsäure, auch bekannt als Vitamin B9 oder Vitamin B11, für ihre gesundheitsfördernde, blutbildende und wachstumssteigernde Wirkung bekannt. Dennoch sollte man bei der Einnahme beachten, welche ungewollten Nebenwirkungen dabei auftreten können. Um sicher zu gehen, sollte man sich auch gerade bei der kombinierten Einnahme mit anderen Stoffen bei seinem Arzt informieren. So wie grundsätzlich bei allen Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten kann jeder Mensch und jeder Organismus individuell und damit völlig unterschiedlich auf bestimmte Substanzen reagieren. Bei der Einnahme von Folsäure sind jedoch bisher nur sehr wenige Nebenwirkungen bekannt. Seltene Symptome sind Schlafprobleme, Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, Albträume oder Depressionen. Diese treten vermutlich nur bei einer sehr hohen Überdosierung auf. Ebenso sind theoretisch Beschwerden wie Juckreiz, Übelkeit, Kreislaufprobleme oder allergische Reaktionen möglich.
Quellen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Folsäure
[2] EFSA: Dietary Reference Values for nutrients Summary report
[3] Chrysant, S. G., & Chrysant, G. S. (2018). The current status of homocysteine as a risk factor for cardiovascular disease: a mini review. Expert Review of Cardiovascular Therapy. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29979619
[4] Hiraoka, M., & Kagawa, Y. (2017). Genetic polymorphisms and folate status. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28598562
[5] Thompson, J. M., et al., 2017. The Role of Micronutrients in Alopecia Areata: A Review. American Journal of Clinical Dermatology. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5685931/
[6] Zhao, M., 2018. Folic Acid Promotes Wound Healing in Diabetic Mice by Suppression of Oxidative Stress. https://www.jstage.jst.go.jp/article/jnsv/64/1/64_26/_article/-char/en
[7] Santilli, F., Davi, G., & Patrono, C., 2016. Homocysteine, methylenetetrahydrofolate reductase, folate status and atherothrombosis: A mechanistic and clinical perspective. Vascular Pharmacology. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26111718
[8] Folsäure (Folat). Definition, Synthese, Resorption, Transport und Verteilung. vitalstoff-lexikon.de
[9] Pufulete, M., et al., 2005. Effect of folic acid supplementation on genomic DNA methylation in patients with colorectal adenoma. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15831910
[10] Kim, Y.-I. (2007). Folate and colorectal cancer: an evidence-based critical review. Molecular Nutrition & Food Research. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17295418
[11] Pieroth, R., et al., 2018. Folate and Its Impact on Cancer Risk. Current Nutrition Reports. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30099693
[12] Bundesinstitut für Risikobewertung, 2014. Jod, Folat/Folsäure und Schwangerschaft. https://bfr.bund.de/cm/350/jod-folat-folsaeure-und-schwangerschaft.pdf