Folsäuremangel
Wieso leidet man unter einem Folsäuremangel?
Folsäure ist ein wichtiger Bestandteil einer gesunden und ausgewogenen Ernährung. Folsäure, auch Vitamin B9 oder B11 genannt, kann vom Körper nur in sehr geringem Maße gespeichert werden [1]. Deshalb ist eine dauerhafte und ausreichende Zufuhr wichtig, um einen gesunden Stoffwechsel zu erhalten.
Doch genau das fällt vielen Menschen heutzutage zunehmend schwer. Gerade in Industrieländern wie Deutschland ernähren sich die meisten Menschen nicht gesund genug. Speziell Gemüse und Obst werden kaum, oder gar nicht verzehrt, worunter die tägliche Folsäure-Zufuhr leidet. Hinzu kommt, dass Folsäure sehr hitze- und lichtempfindlich ist, weswegen zahlreiche Lebensmittel schon bei Transport, Lagerung und Zubereitung der Speisen einen großen Anteil des Vitamins verlieren. [2]
Ein weiteres Problem besteht darin, dass nicht jeder Mensch Folsäure gleich gut verwerten kann, weswegen manche Leute sogar bei ausreichender Zufuhr unterversorgt sein können. Nicht zuletzt können Faktoren wie Alter, Gewicht, Sport, Krankheiten oder die Einnahme bestimmter Medikamente den Folsäure-Bedarf kurzzeitig, oder langfristig beeinflussen und zusätzlich in die Höhe treiben. Speziell für schwangere Frauen ist dieser Aspekt besonders wichtig, da ihr Bedarf sich im Rahmen der Schwangerschaft zum Teil sogar verdoppelt, wodurch noch schneller ein Mangel entstehen kann. [3]
Insgesamt kann man festhalten, dass ein Großteil der Menschen in Deutschland, bzw. in ganz Europa weit weniger Folsäure zu sich nimmt, als eigentlich empfohlen wird. Man geht davon aus, dass ein gesunder Erwachsener ungefähr 400µg Folsäure täglich aufnehmen sollte. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung nahmen jedoch im Jahr 2000 die Männer nur zwischen 195 und 376µg Folsäure zu sich. Bei den Frauen lag der Wert zwischen 194 und 359µg und damit ebenfalls deutlich unter der Mindestempfehlung [4]. Es scheint also den meisten Menschen schwer zu fallen, nur über die normale Ernährung genügend Folsäure zu sich zu nehmen.
Folsäure-Mangel ist also ein weit verbreitetes Problem und es lohnt sich in jedem Fall, sich etwas genauer mit dieser Thematik auseinander zu setzen. Sollte man es nämlich nicht schaffen, eine ausreichende Menge Folsäure über die Nahrung aufzunehmen, kann es sich durchaus lohnen, auf ein Nahrungsergänzungsmittel zurückzugreifen.
Wie erkennt man einen Folsäuremangel?
Als Laie ist es schwierig zu erkennen, ob man unter einem Folsäure-Mangel leidet. Zwar können gewisse Symptome, wie z. B. Müdigkeit und Abgeschlagenheit, auf einen Mangel hinweisen, jedoch stellen sie keine sicheren Anzeichen dar. Symptome an Magen, Darm und Herz können ebenfalls auftreten, lassen sich jedoch auf unterschiedlichste Ursachen zurückführen. Deshalb ist es notwendig, sich für eine sichere Diagnose in ärztliche Behandlung zu begeben. Nur so kann ein Folsäure-Mangel sicher erkannt werden. Dazu wird einfach die Konzentration der Folsäure im Blut gemessen. Jeder Mensch hat einen gewissen Folsäure-Spiegel im Blut, der zuverlässig widerspiegelt, ob man ausreichend Folsäure im Körper hat. Es reicht also ein kurzer Besuch beim Hausarzt, um sich Gewissheit über einen möglichen Folsäuremangel zu verschaffen.
Folgen eines Folsäuremangels
Gerät man in einen echten Folsäure-Mangel, so kann dies zu ernsten gesundheitlichen Problemen führen. Die Folsäure kann in dieser Situation nicht mehr ihre zahlreichen Aufgaben im menschlichen Körper ausführen. Dadurch finden speziell Zellteilung und Wachstumsprozesse nur noch in reduziertem Maße statt. Das wiederum kann langfristig zu verschiedenen Krankheitsbildern führen.
Folsäuremangel-Anämie
Folsäure ist für die Zellteilung und darüber letztlich für die Blutbildung verantwortlich. Durch einen Folsäure-Mangel kann es daher zu Problemen und Defiziten bei der Blutbildung kommen und es entsteht eine Blutarmut. Diesen Zustand bezeichnet man als Anämie. Dabei können die roten Blutkörperchen, die sog. Erythrozyten, nicht mehr richtig gebildet werden und nehmen eine krankhafte, übergroße Form von. Man spricht von einer megaloblastären Anämie. Diese kann neben dem Folsäure-Mangel auch durch einen Mangel an Vitamin B12 entstehen, da dieses Vitamin für die Aktivierung der Folsäure im Körper benötigt wird. Ein Vitamin-B12-Mangel zieht daher oft einen sog. funktionellen Folsäure-Mangel nach sich. [5]
Weniger Leistungsfähigkeit durch Folsäuremangel?
Viele Menschen fühlen sich dauerhaft müde, abgeschlagen und alles andere als leistungsfähig. Eine von vielen möglichen Erklärungen für diesen Zustand kann eine Blutarmut, ausgelöst durch einen Folsäure-Mangel, sein. Aufgrund des Folsäure-Mangels findet die Blutbildung im Körper nur noch in eingeschränktem Maße statt. Speziell die roten Blutkörperchen können ihre Aufgaben nicht mehr richtig erfüllen. Eine dieser Aufgaben ist der Transport von Sauerstoff. Der Sauerstoff wird vor allem im Rahmen der zellulären Energiegewinnung benötigt. Wird nicht mehr ausreichend Sauerstoff transportiert, kann die Energiegewinnung nur noch eingeschränkt statt finden. Man wird müde, abgeschlagen und die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit nehmen ab. In dieser Situation kann eine zusätzliche Folsäure-Zufuhr über ein Nahrungsergänzungsmittel helfen, die Blutbildung wieder zu normalisieren. [5]
Zellentartung durch Folsäuremangel?
Eine gefährliche Folge von unzureichender Folsäure-Zufuhr kann die Zellentartung sein. Generell spielt Folsäure eine wichtige Rolle bei der Vermehrung des Erbguts im Rahmen der Zellteilung, also der Bildung von DNA und RNA. Ist zu wenig Folsäure vorhanden, kann dieser Prozess ins Stocken geraten oder gestört werden. Es kann zu Mutationen kommen, was im Extremfall zu einer Entartung der Zelle führt. In diesem Zustand beginnt die Zelle sich unkontrolliert zu teilen und zu wachsen, was letztlich in einer Krebserkrankung münden kann. Glücklicherweise werden die allermeisten dieser fehlerhaften Zellteilungen von unserem Körper erkannt und korrigiert, sodass es eher unwahrscheinlich ist, dass eine kurzfristige Unterversorgung mit Folsäure ernsthaft das Krebsrisiko erhöht. Trotzdem schadet es nicht, im Hinblick auf die gesunde Zellteilung ein Auge auf eine ausreichende Folsäure-Zufuhr zu haben. [6]
Schlaganfälle durch Folsäuremangel?
Eine weitere wichtige Aufgabe von Folsäure zusammen mit Vitamin B12 ist es, die Konzentration der Aminosäure Homocystein zu regulieren und deren potentiell schädliche Wirkung einzudämmen. Eine ausreichende Aufnahme von Folsäure und Vitamin B12 trägt dazu bei, den Homocystein-Wert zu senken. Gelingt dies nicht, bzw. bleibt der Wert der schädlichen Aminosäure erhöht, kann das zu ernsten Problemen führen. Gerade im Bereich der Gefäße. Zwar ist der Zusammenhang zwischen Gefäßgesundheit und Homocystein-Spiegel wissenschaftlich noch nicht abschließend erforscht, jedoch deutet vieles darauf hin, dass ein erhöhter Homocystein-Wert mit Gefäßschädigung einhergeht. Jeder Schaden an den Gefäßen erhöht das Risiko von Arteriosklerose, also der Einlagerung von Fett, Gerinnseln und Kalk in den Gefäßwänden. Solche Einlagerungen können wiederum zu Gefäßverschlüssen und darüber zu Schlaganfällen und Herzinfarkten führen. Deswegen könnte sich speziell im fortgeschrittenen Alter eine zusätzliche Zufuhr von Folsäure durchaus lohnen. [7]
Unfruchtbarkeit durch Folsäuremangel?
Wenn man sich über Folsäure oder Folat informiert, stößt man meistens als erstes auf das Thema Schwangerschaft. Unzählige Frauen berichten davon, vor, während, oder nach einer Schwangerschaft vermehrt Folsäure zu sich genommen zu haben, in der Regel auf Anraten ihrer Frauenärztin. Durch diese Maßnahme ist es möglich, das Risiko von sogenannten Neuralrohr-Defekten beim ungeborenen Kind erheblich zu reduzieren, weshalb auch offiziell empfohlen wird, wenn möglich, bereits vier Wochen vor Beginn der Schwangerschaft täglich 400µ Folsäure zusätzlich zur täglichen Ernährung einzunehmen [8]. Über diesen erwiesenen Nutzen im Rahmen der Schwangerschaft hinaus, gibt es Hinweise, dass ein Folsäure-Mangel im Vorfeld einer Schwangerschaft, die Fruchtbarkeit von Mann und Frau mindern könnte [9]. Männliche Samen- und weibliche Eizellen sind sehr teilungsaktiv, sodass ein Mangel an Folsäure, welche im Rahmen der Zellteilung benötigt wird, die Produktion der Geschlechtszellen einschränken könnte. Ein weiterer Grund also, bei Kinderwunsch auf eine ausreichende Folsäure-Zufuhr zu achten.
Risikogruppen für Folsäuremangel
Verschiedene Alters- und Bevölkerungsgruppen sind auf Grund eines erhöhten Bedarfs, oder einer verminderten Zufuhr prädisponiert für einen Folsäure-Mangel. Da wären zunächst einmal junge, schwangere Frauen, oder auch Frauen in der Stillzeit, da diese einen bis zu zweifach erhöhten täglichen Bedarf an Folsäure haben [3]. Besonders gefährdet sind dabei Frauen mit Zwillings-, oder sogar Drillings-Schwangerschaften, da das Wachstum von mehreren Kindern natürlich einen zusätzlich gesteigerten Folsäure-Verbrauch nach sich zieht.
Darüber hinaus sollten auch ältere Menschen ab 60 Jahren ein Auge auf ihre Folsäure-Zufuhr haben, weniger, weil ihr Bedarf derart hoch ist, sondern eher, weil es im Alter oft schwerer fällt ihn zu decken. Dabei können gerade ältere Menschen von einer erhöhten Folsäure-Zufuhr profitieren, da Folsäure am Abbau der Aminosäure Homocystein beteiligt ist, welche die Entstehung von kardiovaskulären und neurodegenerativen Erkrankungen fördern kann [7,10].
Eine weitere, besonders große Risikogruppe sind Menschen, die zu wenig Gemüse und Obst zu sich nehmen. Ohne eine ausgewogene Ernährung mit frischen Lebensmitteln ist es kaum möglich, seinen täglichen Folsäure-Bedarf über die Nahrung zu decken. Noch problematischer wird die Situation, wenn zusätzlich Tabak und Alkohol konsumiert werden, da diese dem Körper Nährstoffe entziehen können. Ähnliches gilt für einige Medikamente.
Wenn man sich zu einer dieser Risikogruppen zählt, ist es sinnvoll, sich einmal Gedanken über die eigene Folsäure-Zufuhr zu machen. Sollte man nicht dazu in der Lage sein, den täglichen Bedarf über die Nahrung zu decken, könnte es sich unter Umständen lohnen, auf ein Nahrungsergänzungsmittel zurückzugreifen.
Symptome eines Folsäuremangels
Ein Folsäure-Mangel wird in der Regel nicht unmittelbar symptomatisch werden. Da Folsäure vor allem auf die Zellteilung wirkt, treten die ersten Symptome meist erst dann auf, wenn eine reduzierte Zellteilung die Funktion einzelner Organsysteme einzuschränken beginnt. In den meisten Fällen wird davon als erstes die Blutbildung betroffen sein [5].
Durch den Folsäure-Mangel ist die Bildung der roten Blutkörperchen, der sogenannten Erythrozyten, gestört. Da diese für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich sind, kommt es in diversen Geweben zu einem Sauerstoffmangel. Sauerstoff wird vor allem im Rahmen der Energiegewinnung benötigt, weshalb die ersten Anzeichen einer Folsäure-bedingten Blutarmut (Anämie) Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Abgeschlagenheit sind. Hinzu können Schwindel, Atemnot, Blässe und Kopfschmerzen kommen. Mögliche weitere Symptome eines Folsäure-Mangels umfassen Übelkeit, Durchfall, depressive Verstimmungen und erhöhte Reizbarkeit. [5]
Das Problem bei diesen Symptomen besteht darin, dass sie extrem unspezifisch sind und auf zahlreiche Ursachen zurückgeführt werden könnten. Selbst ein erfahrener Arzt kann nicht ausschließlich an Hand der oben aufgeführten Symptome die Diagnose Folsäure-Mangel stellen. Dazu ist es notwendig, Blut abzunehmen, und sich unter anderem genau die Morphologie der roten Blutkörperchen anschauen.
Quellen:
[1] http://www.vitalstoff-lexikon.de/index.php?subcatid=446&mode=listarticles
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Folsäure
[3] EFSA: Dietary Reference Values for nutrients Summary report
[4] bfr.bund.de
[5] amboss.com/de/wissen/Anämie
[6] Pufulete, M., Al-Ghnaniem, R., Khushal, A., Appleby, P., Harris, N., Gout, S., … Sanders, T. A. B. (2005). Effect of folic acid supplementation on genomic DNA methylation in patients with colorectal adenoma. Gut, 54(5), 648–653. https://doi.org/10.1136/gut.2004.054718
[7] Tian, T., Yang, K.-Q., Cui, J.-G., Zhou, L.-L., & Zhou, X.-L. (2017). Folic Acid Supplementation for Stroke Prevention in Patients With Cardiovascular Disease. The American Journal of the Medical Sciences, 354(4), 379–387. https://doi.org/10.1016/j.amjms.2017.05.020
[8] https://bfr.bund.de/cm/350/jod-folat-folsaeure-und-schwangerschaft.pdf
[9] Chiu, Y.-H., Chavarro, J. E., & Souter, I. (2018). Diet and female fertility: doctor, what should I eat? Fertility and Sterility, 110(4), 560–569. https://doi.org/10.1016/j.fertnstert.2018.05.027
[10] Bhargava, S., Bhandari, A., & Choudhury, S. (2018). Role of Homocysteine in Cognitive Impairement and Alzheimer’s Disease. Indian Journal of Clinical Biochemistry : IJCB, 33(1), 16–20. https://doi.org/10.1007/s12291-017-0646-5